Raus aus dem Schmutz: Finanzsystem und Klimakrise

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Raus aus dem Schmutz: Ohne grundlegende Finanzreformen wird der Kampf gegen den Klimawandel kaum gelingen. Lesen Sie was es dafür braucht.

Hinweis: Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der Frankfurter Rundschau Kolumne „Gastwirtschaft“.

Bildrechte: © Dan Peled/dpa

Am vergangenen Freitag bewegte der globale Klimastreik Menschen in aller Welt: Millionen folgten dem Aufruf der Jugend, an ihren Klimastreiks teilzunehmen. Gemeinsam wollen sie Politiker wachrütteln, denn die Dringlichkeit der Klimakrise erfordert einen neuen Ansatz und eine gerechte Antwort.

In der Tat gibt es inzwischen einige positive Anzeichen dafür, dass die Politik die Klimakrise auf europäischer Ebene ernst nimmt: Die zukünftige Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, schlug im Rahmen ihrer politischen Leitlinien für die nächste Europäische Kommission 2019–2024 einen „Europäischen Grünen Deal“ vor.

Klare Deklarationspflicht notwendig

Ein echter, wegweisender „Grüner Deal“ müsste allerdings die Bedingungen für private und öffentliche Finanzierungen von Grund auf überarbeiten: Einerseits sollten neue gesetzliche Regeln für den Finanzmarkt und die Wirtschaft eingeführt werden, um Kapitalströme von umweltschädlichen zu umweltfreundlichen Aktivitäten umzulenken. Dazu brauchen wir beispielsweise eine klare Deklarationspflicht über „saubere“ und „schmutzige“ Anlagen, vergleichbare Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen, klare Informationsrechte für Kleinanleger, Strafen für umweltbelastende Tätigkeiten und eine Reduzierung der fossilen Risiken in Finanzinstituten.

Darüber hinaus müssen jedoch auch tiefer wirkende Maßnahmen gegen die Kurzfristigkeit des Finanzmarktes und für eine Diversifizierung der Finanzbranche ergriffen werden.

Andererseits braucht es mehr öffentliche Mittel zur Finanzierung des Übergangs zu einer CO2-armen Wirtschaft. Dies sollte Hand in Hand gehen mit einer Abkehr von staatlichen Subventionen für die auf fossilen Rohstoffen basierende Wirtschaft.

Finanzsystem grundlegend reformieren

Ohne grundlegende Finanzreformen wird der Kampf gegen den Klimawandel kaum gelingen. Seit Jahrzehnten verschärft das Finanzsystem die Klimakrise durch die Dominanz sehr großer Finanzinstitute, die sich auf kurzfristige Gewinne konzentrieren und vom Primat der Aktionäre getrieben werden.

Die letzte Wirtschafts- und Finanzkrise, deren Folgen noch heute spürbar sind, hat als Warnung offensichtlich nicht ausgereicht, um das Finanzsystem grundlegend zu reformieren. Wird die Klimakrise ausreichen? Die Zeit ist allemal reif.

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Verfasser*in

Benoit Lallemand

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Über den/die Verfasser*in

Benoît Lallemand ist Generalsekretär von Finance Watch. Er kümmert sich um Strategie, Fundraising und vertritt die Organisation in der Öffentlichkeit.

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