Banken und Klimawandel: Den Teufelskreis durchbrechen

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Die Finanzbranche investiert stark in schädliche Branchen und trägt damit erheblich zum Klimawandel bei. Wie können wir diesen Teufelskreis durchbrechen?

Hinweis: Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der Frankfurter Rundschau Kolumne „Gastwirtschaft“.

Bildrechte: © AFP

Dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt, den Klimawandel aufzuhalten, ist inzwischen wohl den meisten bewusst. Ohne eine Trendwende wird das globale Kohlenstoffbudget innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre erschöpft sein. Befördert wird dieser Trend, das ist vielleicht wenigen klar, durch die Bankenindustrie, indem sie massiv in Wirtschaftsaktivitäten investiert, die fossile Brennstoffreserven erschöpfen.

Wie sehr der Bankensektor die globale Erderwärmung verschlimmert, führt die folgende Zahl vor Augen: Seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens im Dezember 2015 haben 35 der größten, international tätigen Banken die globale Kohle-, Öl- und Gaswirtschaft mit 2,7 Billionen Dollar finanziert.

Und gleichzeitig droht der Zusammenbruch eben jener fossilen Energiewirtschaft. Die Corona-Krise beschleunigt sogar noch einen Trend, wonach sinkende Nachfrage, niedrigere Preise und steigendes Investitionsrisiko den Wert der Öl-, Gas- und Kohlereserven um fast zwei Drittel, das heißt 25 Billionen Dollar, schrumpfen lassen dürfte. Das Risiko und die Wahrscheinlichkeit gestrandeter Vermögenswerte erhöht sich dadurch enorm – eine tickende Zeitbombe, die zu einer systemischen Finanzkrise führen könnte.

Zwar herrscht derzeit noch ein Mangel an wissenschaftlicher Gewissheit darüber, in welcher Form und zu welchem Zeitpunkt der Klimawandel genau eintrifft. Doch Politiker und Aufseher dürfen nicht auf eine präzise Auswertung von Risiken warten, die nicht kalkulierbar sind, bevor sie etwas gegen die drohende Instabilität des Finanzsystems unternehmen.

Die gute Nachricht ist, dass die EU bereits über die nötigen Rechtsmittel verfügt, um diesen Teufelskreis zwischen Klimawandel und Finanzinstabilität zu durchbrechen. Die Eigenkapitalverordnung (CRR) für Banken macht es möglich, für Investitionen in fossile Brennstoffreserven eine höhere Risikogewichtung in Bankenbilanzen festzulegen. Wir bei Finance Watch schlagen 150 Prozent für Investitionen in bestehende fossile Brennstoffreserven vor, und 1250 Prozent für Investitionen in die Erschließung neuer Reserven.

Solche Maßnahmen sind weit weniger radikal oder kostspielig als jene, die als Reaktion auf die Corona-Krise ergriffen wurden. Dabei richten sie sich gegen eine weitaus größere Bedrohung.

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Verfasser*in

Benoit Lallemand

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Über den/die Verfasser*in

Benoît Lallemand ist Generalsekretär von Finance Watch. Er kümmert sich um Strategie, Fundraising und vertritt die Organisation in der Öffentlichkeit.

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